Starke Demonstration am 1.Mai in Villingen-Schwenningen. Trotz der Versuche der Polizei ein selbstbestimmtes Auftreten zu verhindern trugen über 100 Menschen klassenkämperische und revolutionäre Positionen auf die Straße. Auf der Häfte der Route griff die Polizei schließlich an da die Teilnehmer:innen eine Auflösung nicht akzeptierten und die Demo fortsetzten.
Mit der Auftaktkundgebung am Bahnhof begann die diesjährige 1.Mai Demonstration in Schwenningen. Zu der Demo, unter dem Aufruf „die Krise heißt Kapitalismus“ die von einem Bündnis antifaschistischer, linker und revolutionärer Gruppen organisiert wurde, versammelten sich um 11 Uhr über 100 Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz.
>> Website der “Initiative für einen kämpferischen 1.Mai in VS”
>> Unser Aufruf zum 1.Mai 2021
>> Online Version der 1.Mai-Zeitung von Perspektive Kommunismus
Den inhaltlichen Beginn machte die Rednerin der „Initiative für einen kämpferischen 1.Mai in VS“: In der Rede wurde darauf eingegangen, dass ein Jahr zuvor, noch zu Beginn der Pandemie, am 1.Mai genau das thematisiert wurde was sich jetzt immer klarer abzeichnet: Die Herrschenden versuchen die Folgen der Krise auf die Lohnabhängigen abzuwälzen. Während Corona für die kriselnde Wirtschaft zum passenden Zeitpunkt kam, das Kapital die Situation nutzt um Einsparungsmaßnahmen durchzuziehen und den Druck auf die Arbeiter:innen erhöht, profitierten die Konzerne von den Milliarden Rettungsprogrammen der Regierung. Wer die Rechnung dafür bezahlen soll, ist mittlerweile klar. Auch ist, von Seite der Herrschenden, der Applaus, das Geschwätzt von Solidarität und Held:innen längst verstummt. Den Weg die Verhältnisse umzukrempeln, zeichnete die Rednerin dabei klar: Kämpfen, organisieren, die Lösung heißt Sozialismus.
Weitere Redebeiträge folgten. Unter anderem zur Situation in der Türkei wo die Kriminalisierung der HDP durch das Erdogan-Regime auch mit der Verurteilung ihres vorsitzenden Dermitas zu 15.000 Jahren Haft weiterläuft und das türkische Militär aktuell eine neue offensive gegen die PKK im kurdischen Nord-Irak gestartet hat. Das alles auch mit Rückendeckung und Unterstützung des NATO-Partners BRD
Die 1.Mai Demonstration war von Beginn an mit den Versuchen von Polizei und Ordnungsbehörde konfrontiert ein selbstbestimmten und ausdrucksstarkes Auftreten mit allen Mitteln zu verhindern. Mit dem Verweis auf die Corona-Verordnung drohten die Bullen von Anfang an mit der Auflösung der Demo. Obwohl alle Teilnehmer:innen Masken, in großen Teilen FFP2 trugen, beharrten diese auf größere Abständen und stellten immer weiter absurde Forderungen.
Als sich die Demonstration nach weiterem Hin und Her in Bewegung setzte, musste sie nur wenige Meter später wieder stoppen. Versuche der Demo-Orga mit der Einsatzleitung zu sprechen, waren wenig erfolgreich, ein kooperativer Umgang mit den Bullen war nicht möglich. Die Verweise auf Corona-Schutz und Abstände dienten schlicht als Begründung um die Demonstration behindern zu können und zu schikanieren.
Und dennoch zogen die Teilnehmer:innen lautstark und entschlossen weiter und zeigten auch mit Pyrotechnik ihren Entschluss, sich die Demonstration an diesem 1.Mai nicht nehmen zu lassen. Mit dem weiteren Verlauf zeichnete sich immer mehr ab, dass die Bullen die Demonstration nicht zu Ende laufen lassen würden und diese positionierten sich zunehmend im vorderen Bereich.
Bei der Zwischenkundgebung auf der Hälfte Route wurde schwerpunktmäßig die besondere Situation von Frauen* in der kapitalistischen Gesellschaft und die patriarchale Unterdrückung von Frauen* thematisiert. In einem kurzen Schwenk ging die Rednerin auf das Schwenninger „Elferwiible“ ein welches nach der Demonstration am 8.März mit stolz noch immer ihr Frauen*kampf-Halstuch trägt.
Danach sollte Schluss sein. Die Bullerei erklärte die Versammlung für aufgelöst und forderte ein Ende. Darüber hinweg setzte sich die Demonstration wieder in Bewegung, wurde jedoch nach einigen Metern durch die Polizei gestoppt. Schon zuvor war klar, dass ein selbstbestimmtes Weiterlaufen nicht mehr möglich sein würde. Während die Behörden die sofortige Auflösung forderten begann der Vorgezogene Abschluss der Demonstration. Im Anschluss an das Grußwort der „Perspektive-Kommunismus“ sollte noch einmal die 1.Mai Initiative sprechen. Doch hier eskalierte die Polizei endgültig, griff die Demo an und beendete die Rede mit Gewalt. Im weiteren Verlauf daran entwickelte sich eine kurze Auseinandersetzung in dem auch ein Polizeihund raus gelassen wurde. Vier Personen wurden dabei kurzzeitig in Gewahrsam genommen.
Aus Solidarität warteten die Teilnehmer:innen der Demonstration bis klar war, dass drei der Verhafteten wieder gehen konnten. Eine Person wurde von der Polizei auf die Wache in Schwenningen gebracht und dort einige Zeit später von mehreren Genoss:innen, die laut die Freilassung gefordert hatten, in Empfang genommen.
Die Demonstration heute konnte nicht wie geplant zu Ende geführt werden. Und trotzdem war der 1.Mai 2021 ein Erfolg: Eine starke Mobilisierung hat die Wochen zuvor das Stadtbild geprägt. Über 100 Menschen die den Aufrufen zur Demo gefolgt sind. Und eine Demonstration die so weit es ging selbstbestimmt und kämpferisch gestaltet wurde. Ein besseres Leben wird uns nicht geschenkt, eine revolutionäre Perspektive erkämpfen wir uns, im großen und im kleinen.