1.Mai 2024 – Bericht und Auswertung

Revolution statt Faschismus, Krieg und Ausbeutung, unter diesem Motto zog am Kampftag der Arbeiter:innenklasse die Demonstration durch Schwenningen. Im Anschluss öffnete das Linke Zentrum Schwenningen die Türen zum 1.Mai-Fest und Polit-Nachmittag. An der, unter dem Dach der 1.Mai Initiative VS organisierten, Demonstration beteiligten sich mehr als sechzig Menschen. Der große Teil von ihnen verbrachte im Anschluss den Nachmittag beim Fest im Linken Zentrum.

Die Demonstration und der politische 1.Mai-Nachmittag selbst waren der positive Abschluss der vielfältigen Mobilisierung zum 1.Mai in Villingen-Schwenningen.

Die Mobilisierung zum 1.Mai war vielfältig:

Bei zahlreichen Industriebetrieben in der Region fanden, meist zum Beginn der Frühschicht, Werksverteilungen der 1.Mai Zeitung statt. So bei den Automobilzulieferern Mahle in Rottweil, Continental in Villingen und Tenneco (ehemals Mogul) in Blumberg. Gemeinsam haben diese Betriebe, dass seit Jahren immer wieder der weitere Abbau von Stellen angedroht wird. Verteilaktionen fgab es auch beim Medizintechnik Unternehmen Aesculap in Tuttlingen und dem Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Großflächig wurde zur Demo plakatiert, zuletzt waren es mehrere hundert Plakate, die im Schwarzwald-Baar-Kreis in den Straßen verklebt waren und den 1.Mai ankündigten. Dazu gab es im Vorfeld in Schwenningen eine Transpiaktion am seit Jahren leerstehendem Einkaufszentrum „Rössle“. Genoss:innen stiegen auf das Dach der Zugangsbrücke der Investitionsruine und brachten ein Banner mit der Aufschrift “Wohnraum und Frieden statt Profite und Ruinen“ – heraus zum 1.Mai an.

Die Proteste gegen eine AfD Veranstaltungen in Rottweil am 17.April und den offiziellen EU-Wahlkampfauftakt der Rechtsaußen Partei in Donaueschingen am 27.April setzten die Antifaschistische Aktion VS und das Offenen Antifaschistische Treffen VS in den Kontext der 1.Mai Mobilisierung mit einer klaren antikapitalistischen und klassenkämpferischen Positionierung auch mit eigenen Plakaten: Armutspolitik, Krieg und Abschottung sind keine Alternative – Nein zur Ampelregierung, konsequent gegen die AfD!

Den 1.Mai sehen wir als den Kampftag unserer Klasse, wir gehen an diesem Tag gemeinsam auf die Straße, offensiv für unsere Interessen und mit einer revolutionären Perspektive. Praktisch heißt das, die Gestaltung und Arbeit zur 1.Mai Demo zu öffnen. Dazu fanden mehrere offen beworbene Beteiligungstreffen statt zusammen mit der Möglichkeit aktiv mitzuwirken.

Der 1.Mai:

Der 1.Mai selbst begann am Vormittag mit einem kurzen Besuch des DGB- Fests in Schwenningen. Neben den Einzelgewerkschaften waren in diesem Jahr auch Parteien auf dem „Familienfest“ vertreten, die SPD, Linkspartei und Grünen hatten eigene Stände. Ein Lichtblick war: Aktive des Friedensbündnis VS, die mit ihrem Transparent gegen die gemeinsame Rüstungsinitiative von IG Metall und den Arbeitgebern der Kriegsindustrie und gegen die Aufrüstungspolitik von SPD und Grünen Stellung bezogen. Kurz und knapp zusammengefasst: das Fehlen von jeglichem klassenkämpferischem Ansatz oder gar „Biss“ der DGB Veranstaltung war offensichtlich.

Parallel zum DGB- Fest startete um 12:30 Uhr die 1.Mai Demonstration am Bahnhof in Schwenningen. Organisiert wurde die Demo gemeinsam von verschiedenen Organisationen und Gruppen im Rahmen der 1.Mai Initiative VS. Unter dem Slogan: 1.Mai 2024 für Zukunft, Frieden und Sozialismus fand der Auftakt mit einer gemeinsamen Rede auf deutsch und türkisch statt.

An der Demonstration beteiligten sich zwischen 60 und 70 Menschen und trugen ihre Inhalte wie Butter statt Kanonen, Frieden und Freiheit für Palästina durch die Schwenninger Innenstadt auf die Straßen. Die Polizei war in diesem Jahr deutlich geringer präsent als in den Jahren zuvor, Bereitschaft war im Bereich der Demo nicht eingesetzt, einzig Kräfte des örtlichen Reviers begleiteten den vorderen Teil der Demo im lockeren Spalier.

Auf der Zwischenkundgebung sprachen ATIF und ADHF, bevor die Demonstration weiter zum Schwenninger Marktplatz zog. Hier fand die Abschlusskundgebung mit unserer Rede von der Linken Aktion VS statt. Ausgehend vom Offensichtlichen, dass der Kapitalismus heute am Ende ist und uns Krieg, Zerstörung und Klimakrise bringt, dass die Herrschenden sich ihrer Krise bewusst sind und sich daran machen mit aller Gewalt ihre Macht zu verteidigen, betonten wir die einzige realistische Möglichkeit zur Veränderung im revolutionären Bruch mit dem Kapitalismus und den Weg dahin in den konkreten Kämpfen zu realisieren. Wir sind keine passiven Opfer der kapitalistischen Barbarei. Es ist möglich Gegenmacht aufzubauen: in den politischen und sozialen Kämpfen, in den Auseinandersetzungen für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen, im Widerstand gegen die immer weitergehende Zerstörung der Umwelt, im Kampf der Frauen die gegen Unterdrückung und für Gleichberechtigung streiten, in der Bewegung gegen sexuelle Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus, in der antifaschistischen Gegenwehr gegen rechte Gewalt und Faschisten. Gegenmacht entsteht im Konkreten – auf der Straße, in den Betrieben und in den Köpfen, durch Organisation, Solidarität und Verbindlichkeit.

Danach ging ein großer Teil der Teilnehmer:innen der 1.Mai Demonstration gemeinsam weiter zum Polit-Nachmittag und Fest zum Linken Zentrum und demonstrierte dabei spontan und mit lauten Parolen und „etwas“ Pyro durchs Viertel.

Der 1. Mai wurde dann im festlich gestalteten Linken Zentrum Schwenningen mit Kultur (als Teil der kämpferischen Praxis auf der Straße) weiter gefeiert, mit Zusammensein und Austausch, mit einem vielfältigen selbst gestalteten kulturellen politischen Programm.

Den Auftakt bildete das „Antimilitaristisches Sockentheater“ – es war ein gelungenes Experiment mit einfachen Mitteln andere Formen der Vermittlung des antimilitaristischen Kampfes zu schaffen: der Traum vom deutschen Imperialismus nach „dem Platz an der Sonne“, dem Drang nach Osten, der Aufrüstung und Kriegsindustrie wurden gezeigt – die politische Rahmung der Kapitalinteressen im wertebasierten, feministischen und fortschrittlichen Mäntelchen demaskiert und den Sockensoldaten, die Baerbock Richtung Russland schickte, wurden die eigenen Interessen deutlich gemacht. Sie wurden für die Revolution gewonnen und die Kapitalisten zum Teufel gejagt.

Der zweite große kulturelle Teil war die Livemusik mit Liedern der revolutionären türkischen Linken und kommunistischen Bewegung. Eindrucksvoll vorgetragen und mit den Übersetzungen einzelner Lieder auf deutsch, konnte eine Brücke gebaut werden zu einer Kultur als Teil unserer Kämpfe, lebendig und kraftgebend – die aus dem gemeinsamen, internationalistischen Kampf der Arbeiter:innenbewegung kommt und viel wertvoller ist als ein seichtes Konsumieren.

Den Ausklang, am späten Nachmittag bildeten dann noch Siebdruck von T-Shirts, Austausch und und „Hockete“.

Nachbetrachtung:

Der 1.Mai ist weder Latschdemo noch Familienfest, vielmehr ist er Kampftag. Es ist der Kampftag unserer Klasse, des Proletariats. Die Entwicklung einer revolutionäre Perspektive, den Bruch mit den Herrschenden und den Verhältnissen in der konkreten Arbeit zu sehen – im kleinen das Große zu Begreifen, die eigene Seite aufbauen und Gegenmacht entwickeln, dass sind für uns Orientierungspunkte revolutionärer Arbeit. Daran bewerten wir die 1.Mai Mobilisierung.

Es braucht nicht den Blick zurück in die alte Ausbeutungsordnung, sondern nach vorne mit revolutionärer Perspektive. Es gilt: Die eigene Seite Aufbauen – Revolution statt Faschismus, Krieg und Ausbeutung.
Für den Kommunismus!