Aktion am Frauenkampftag – Im Alltag wahrnehmbar machen, was im Alltag passiert

(Quelle: de.indymedia.org)

In der Nacht auf den 8. März waren wir in unserer Stadt unterwegs. Zum Frauenkampftag wurde in Villingen-Schwenningen plakatiert. Wir haben unterschiedliche Aspekte der Situation von Frauen in der patriarchalen Gesellschaft aufgegriffen und ihnen dort einen Platz verschafft wo sie hingehören – im Alltag.

Die Unterdrückung und spezielle Situation von Frauen zieht sich in unserer Gesellschaft über alle Bereiche. Dementsprechend haben wir uns thematisch auch unterschiedlichen Schwerpunkten gewidmet. Reaktionäre Kräfte die den Frauen die bis heute erkämpfte Selbstbestimmung wieder nehmen wollen; Die systematische Niedriger-Bezahlung von Frauen und bürgerliche Antworten darauf, wie die Frauenquote für Chefposten; Und Sexismus mit seinen dummen Anmachen, dem Gegrapsche und noch weiter., der in der Alltagswahrnehmung meist der stärkste und unmittelbarste Ausdruck patriarchaler Gesellschaft ist.

Keiner dieser einzelnen Bereiche darf aber nur für sich gesehen werden. Es gilt den gesellschaftlichen Kontext zu beachten in dem das stattfindet, in dem das manchen nutzt und viele es akzeptieren. Dieser gesellschaftliche Kontext ist der Kapitalismus, der unsere heutige Gesellschaft so grundlegend prägt. Unser Frauenkampf muss beides sein: der ständige Kampf um eine unmittelbar bessere Lebenssituation von Frauen und die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft, welche erst die volle Emanzipation der Frau ermöglicht.

Keine Befreiung der Frau ohne Revolution, keine Revolution ohne Befreiung der Frau!

 


 

8. März internationaler Frauenkampftag

1911 fand zum ersten mal der internationale Frauenkampftag statt. Seit dem wurden in langen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen vieles erkämpft was uns heute selbstverständlich scheint. Frauen dürfen wählen, dürfen ohne die Einwilligung ihres Ehepartners zur Arbeit gehen und sind rechtlich gleichgestellt. Der Frauenkampftag am 8. März ist aber kein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Durch #MeToo schaffte es Sexismus und Gewalt gegen Frauen bis in die Schlagzeilen der Bildzeitung. In der öffentlichen Debatte wird die Gewalt gegen Frauen jedoch fast immer auf einzelne Ereignisse reduziert. Der gesellschaftliche Kontext findet so kaum Beachtung. Und Gewalt gegen Frauen ist keine Frage der Herkunft!

Die Unterdrückung der Frau durch den Mann, das Patriarchat, ist kein neues Phänomen des heutigen Kapitalismus. Neu ist dagegen die scheinbare Freiheit, die juristische Gleichstellung auf dem Papier. Dabei ist es kein Geheimnis, dass die meisten Frauen für die selbe Arbeit deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Frauen sind häufiger von Armut betroffen, sind besonders oft in schlechter bezahlten Berufen wie der Pflege beschäftigt oder finden sich in prekären Teilzeitjobs.

Frauen werden auf doppelte Weise ausgebeutet. Ausgebeutet durch das Kapital, gleich ihren männlichen Kollegen und zugleich durch die Tatsache, dass das Aufziehen der Kinder, die Erledigung des Haushalts noch immer als Angelegenheit der Frau gesehen wird und diese für die Gesellschaft notwendige Reproduktionsarbeit meist unbezahlt im privaten Rahmen stattfindet.

Um die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen in der Gesellschaft zu beenden, wird es schlussendlich nicht ausreichen mehr Kitaplätze, gleiche Löhne und ein Ende sexistischer Werbung zu fordern. Nur im Zuge der Befreiung aller Menschen und der Überwindung kapitalistischer Ausbeutung wird auch die volle Emanzipation der Frau möglich sein.

Mit der Macht des Kapitals zu brechen – dazu gibt es keine Alternative.

 


 

Frauenquote für Chefposten? Was bringt`s?

Frauenquoten in Aufsichträten und Chefetagen, soll das ernsthaft die Lösung für die Ungleiche Bezahlung und die ganze Diskriminierung von uns Frauen in der Arbeitswelt sein?

Ist für uns Frauen mit ganz normalen Berufen oder auch Arbeitslose, irgend etwas damit gewonnen?

Oft wird von einem „anderen Führungsstil“ von Frauen in Machtpositionen gesprochen, aber das ist doch Quatsch. Dafür gibt es auch zahlreiche Beispiele. Etwa Susanne Klatten stellvertretende Vorsitzende des Pharmakonzerns Altana AG und BMW-Großaktionärin. Ihr geschätztes Vermögen liegt bei 17 Milliarden Euro.Sie ist ebenso rigoros und am maximalen Profit orientiert wie andere Kapitalisten es in ihrer Situation sind, auf unsere Kosten.

Für uns, für normale Frauen, ist nichts, aber so gar nichts damit erreicht. Wie sollen uns denn mehr Frauen in Aufsichtsräten von Großunternehmen dabei helfen nicht mehr durchschnittlich 20 % weniger zu verdienen oder überhaupt eine ordentliche Arbeit zu bekommen? Sie sind nicht uns sondern dem Profit verpflichtet.

Wie soll das der Frau helfen die als „Putzfrau“ arbeitet und nach Feierabend das Büro der Chefin reinigt?

Wie soll es der Frau helfen die ihr hinter dem Bäckertresen am morgen die Brötchen verkauft?

Wie soll das der alleinerziehenden Frau welche als Haushaltshilfe bei einer Aufsichtsratchefin jobbt und schauen muss welche Bekannte währen dessen nach ihren Kindern schaut, da Kindererziehung und Haushalt als Privatsache gesehen und auch nicht bezahlt werden?

Frauen auf Chefposten, ist schon nett, nutzt aber den Wenigsten. Gleiche Bezahlung für Gleiche Arbeit. Ende der Einteilung in Frauen- und Männerarbeit nach verstaubten Rollenbildern und den damit zusammenhängenden viel schlechteren Löhnen für klassische „Frauenarbeit“. Kostenlose KiTA-Plätze für alle – solche Dinge sind in unserem Interesse als lohnabhängige Frauen.

Schluss mit der Ungleichbehandlung und Diskriminierung Was es braucht: eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Profitstreben.

 


 

Mein kurzer Rock hat nix mit dir zu tun! Ob du`s glaubst oder nicht!

Dumme Sprüche, sexistische Anmache und Gegrapsche durch Männer, kennen eigentlich alle von uns.

Mit einer Selbstverständlichkeit werden wir von Mitschülern, Arbeitskollegen, von irgendwelchen Typen aber auch im Freundeskreis auf unseren Körper und Sex be-schränkt. Für viele scheinen Frauen wohl hauptsächlich zur Befriedigung ihrer Lust und ihres Egos da zu sein.

Es sind Männer die mit krasser Selbstverständlichkeit unsere Grenzen nicht ernstnehmen. Auf Ansagen „Ey lass das“ oder „ich will das nicht“ reagieren sie eingeschnappt und beleidigend, weil es nicht so läuft wie sie es gerne hätten.

Sexismus ist nicht einzig das Verhalten Einzelner. Die Abwertung, Ausgrenzung, und Unterdrückung von Frauen ist auch ein gesellschaftliches Problem. In der Öffentlichkeit, auf Werbetafeln und der Reklame, in Zeitschriften, in Musikvideos oder im Fernsehen: knapp bekleidet räkeln sich junge Frauen vor starken Typen.

Mal direkter, ein anders mal weniger, werden dabei Frauen auf ihre Körper reduziert. Wir sind meist, krasser gesagt, Sexobjekt.

Wie haben sich Frauen und Männer zu verhalten – Rollenbilder sind Teil der Gesellschaft und werden uns von klein an vorgelebt, beigebracht und von uns erwartet: Wir Frauen sind brav und mitfühlend, wir machen uns schön einzig für die Männer, sehnen uns nach Romantik und Geborgenheit und so weiter… mangelnde Anpassung bedeutet Ausgrenzung.

Wir sagen Sexismus und patriarchale Rollenverteilung den Kampf an. Wir brauchen keine aufgepumpten Beschützer und haben keine Lust uns dumme Sprüche anzuhören. Wir haben keinen Bock uns von irgend-welchen Typen angraben zu lassen.

Wir sehen es auch nicht ein uns für dieses oder jenes rechtfertigen zu müssen. Und wenn wir Sex wollen sagen wir das schon selber.

Kein Bock auf Macho- und Mackergehabe. Das „schöne Geschlecht“ kann durchaus zuschlagen! Gegen Sexismus und platte Anmache!

 


 

Über mein Leben bestimme ich!

Das Recht über den eigenen Körper zu bestimmen ist selbstverständlich, könnte Frau meinen.

Rechten Hetzer, strenge Christen und Reaktionäre aller Couleur, von der AfD, über evangelikale Freikirchen bis in die CDU versuchen die Zeit zurück zu drehen. Sie wollen zurück zu einem Familien- und Rollenbild der 1950er Jahre und stellen sich gegen die erkämpften Rechte von uns Frauen. Wir sollen zurück zu Heim, Herd und Kindern und der Mann hat dabei das Sagen.

Bei kaum einem anderen Thema wird die patriarchale Unterdrückung so deutlich wie beim Streit über das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.

Selbsternannte „Lebensschützer“ machen mobil gegen die Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper. Nicht nur die Möglichkeit straffrei eine Schwangerschaft ab zu brechen, wollen sie abschaffen. Es geht um Grundsätzliches: wer hat das Sagen, wer bestimmt und Frauen haben sich zu fügen.

Abseits moralischer Floskeln gibt es tausend Gründe eine Schwangerschaft zu beenden. Darüber zu entscheiden ist nicht die Sache irgenwelcher „Lebensschützer“ und „Moralprediger“, schlussendlich ist es die Frau welche schwanger ist, das Kind zur Welt bringt, es versorgt und die Verantwortung trägt. Denn noch immer werden Kindererziehung und Haushalt als Privatsache der Frau und nicht als gesellschaftliche Aufgabe gesehen – und da sind wir in den 1950er Jahre. Wir Frauen sollen zurück zu Heim, Herd und Familie.

Verklemmte Sexualmoral, verstaubte Wertevorstellungen und patriarchale Bevormundung – Nein! Unser Recht über den eigenen Körper und das eigenen Leben selbst zu bestimmen ist unverhandelbar!

Fordern wir die Möglichkeit eines legalen Schwangerschaftsabbruch – für alle Frauen – kostenlos und vor allem Verhütungsmittel – umsonst – für alle.

Für ein selbstbestimmtes Leben.